Der Hypnotiseur und Schausteller Caligari lässt durch sein somnambules Medium Cesare mehrere Menschen töten. Nachdem Francis, ein Student, ihn entlarvt hat, erweist er sich als Insasse der Irrenanstalt, deren Direktor Caligari ist.

Der berühmteste deutsche Stummfilm, ein Meisterwerk des Expressionismus, ist sogleich einer der wichtigsten Psychiatriefilme. Normalität und Wahnsinn werden aufgehoben, der Schluss des Filmes stellt ein provokantes open end her: Selbst wenn die Erzählung des Studenten Francis reine Fiktion ist, beeinflusst sie die Realität. Der Direktor der Irrenanstalt hat den "psychologischen Schlüssel" gefunden, um dem Wahnsinn von Francis abzuhelfen: Wir wissen, was damit gemeint ist, der Arzt Caligari muss der Hypnotiseur Caligari werden!

"Es geht um geheimnisvolle Zeichen in einem Film als verlebendigte Zeichnung", lautete das Credo der Expressionisten. Kunstwerke sollten wie Halluzinationen wirken, die Rezipienten in Strudel von Unsicherheiten gerissen werden. Die Werke, darunter als Wegbereiter, der Caligari Film, waren entfesselter Ausdruck einer zum Höhepunkt gekommenen industrialisierten Gesellschaft.

"Ihr sollt nicht unterhalten werden. Ihr sollt nicht noch einmal sehen, was ihr schon immer gesehen habt," das waren die Worte des jungen Filmemachers während der Uraufführung in Berlin. Dem bis dahin unbekannten Robert Wiene gelang mit "Das Kabinett des Dr. Caligari" ein Jahrhundertwerk, das bis heute nicht seinen Reiz verloren hat. Kein deutscher Film hat diese kunsthistorische Bedeutung mehr erreicht. Auch heutzutage wird dieser Film immer wieder in den Kinos angeboten: Meistens als Filmvorführung mit Live-Musik!

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