Wettbewerb Dokumentarfilm
Regie:Dumitru Budrala
93 min, Rumänien 2004, OmuE

An dem Tag, als die Welt geschaffen wurde, sorgte der Igel dafür, dass es Berge und Täler gibt. Weshalb Gott ihm Stacheln gegeben hat, damit sich niemand an ihm rächen kann. Während sie diese Geschichte erzählen, schleppt sich die Gruppe rumänischer Baesii Roma schwer bepackt eine verschneite Bergstrasse hoch. Gott verfluche den Igel.

So wie der Film endet, beginnt er auch – ein endlos sprudelnder Strom von Geschichten, Erinnerungen, Verwünschungen, Scherzen und Klagen. Roma-Blues. Während des Winters ziehen sie durch die Täler der südlichen Karpaten, um handgemachte Besen, Körbe oder Holzlöffel gegen Lebensmittel zu tauschen.

Nur selten gelangen Filme über die 'Volksgruppe' der Roma ins Kino, die so radikal mit dem Klischee des "Zigeuners" brechen. Gedreht im Stil des klassischen Cinema Verité, befindet sich die Kamera immer auf Augenhöhe des Geschehens, mit genauen Beobachtungen und langen Einstellungen der Gesichter seiner Protagonisten, in die die Mühsal des Lebens eingeschrieben ist.

Doch zielt der Film nicht auf das Mitleid des Zuschauers, sondern nötigt ihm Respekt ab gegenüber dem Überlebenswillen, der Klugheit und dem Humor, mit der diese gesellschaftlichen Außenseiter ihr alltägliches Leben meistern.
Doch wird der Gadjo, der Nicht-Zigeuner, dem Mysterium der Roma auch nach diesem Film nicht wirklich näher gekommen sein. Roma bewahren ein Geheimnis. Zum Glück. M. H. (Dok.-Fest.-Leipzig 2005)