balkanblackbox #6 2004

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Pressespiegel
+++ eine Auslese der Medienveröffentlichungen zum bbb 2004 +++

radio regional und national

Radio Multikulti

  • Do., 13.05., Most (kroat. Sendung). ausführliche Vorankündigung des Festivals
  • Mi., 19.05., Meridian: Live Interview Ljiljana Buttler
  • Fr., 21.05., Meridian: Live Interview Darko Rundek
  • Di., 18.05. - Di., 25.05., Most Redaktion (bosn./kroat./serb. Sendungen): tägliche Berichte, Interviews mit OrganisatorInnen, Veranstaltungshinweise zum Festival

Deutschlandfunk

  • Mi., 19.05., Portrait: Ljiljana Buttler

Uniradio BerlinBrandenburg 87,9 MHz

  • Do., 13.05., ausführliche Vorankündigung des Festivals

presse regional

Berliner Zeitung, 19.05.2004
BALKAN - Es rappelt wieder in der Kiste

mam. Berlin hat Besuch bekommen von einer wiedergekehrten Grande Dame. Die bosnische Sängerin Ljiljana Buttler war in den 80er-Jahren ein Star. Doch 1987 verschwand sie von den Bühnen. Anfang der 90er-Jahre flüchtete sie vor dem Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien nach Deutschland, wo sie keine Musik machte. Es dauerte bis 2002, bis die "Mother of Gipsy Soul" sich mit dem gleichnamigen Album zurückmeldete. Ob sie diesen Titel zu Recht trägt, werden die Berliner heute überprüfen können, wenn Ljiljana Buttler mit der Band Mostar Sevdah Reunion das sechste Balkan Black Box Festival (BBB) eröffnet.

Seit 1999 organisiert ein Netzwerk von Balkaninteressierten das Festival, das die Vorgänge in der vermeintlichen "Black Box" Südosteuropa mit Filmen, Diskussionen und Konzerten erklären will. In diesem Jahr unterstützt der Hauptstadtkulturfonds dieses Vorhaben erstmals mit rund 30 000 Euro. "Das ist für andere Festivals nichts, aber für uns ist es das siebenfache Budget im Vergleich zu den Vorjahren", sagt Mitorganisator Timm Köhler.

Durch die Förderung und die Zusammenarbeit mit neuen Partnern wie dem Pfefferberg und dem Kino Babylon Mitte haben die BBB-Macher das umfangreichste Programm seit Gründung des Festivals aufstellen können. Erstmals gibt es einen Wettbewerb mit Filmen vom Balkan, bei dem an jeweils einen von elf Spiel- und sieben Dokumentarfilmen eine Goldene Black Box als erster Preis vergeben wird. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Filmen aus Makedonien. Außerdem stehen zwei Podiumsdiskussionen über Kunst und Nationalismus auf dem Balkan und das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag auf dem Programm. Und natürlich gibt es viel Musik mit Stars wie eben Ljiljana Buttler und Darko Rundek - also alles, was in der Balkan-Kiste so rappeln kann. (mam.)

Konzert: Ljiljana Buttler und Mostar Sevdar Reunion im Pfefferberg, Schönhauser Allee 176, Prenzlauer Berg, Beginn 20.30 Uhr. 15, erm. 12 Euro.

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.Morgenpost, 19.05.2005
Themenpark Osteuropa:
Jugoslawische Filmemacher bei der "Balkan Black Box"
Von Verena Dauerer

Zwei nette junge Frauen ziehen in ein merkwürdiges Wohnhaus, die eine Lehrerin, die andere Medizinstudentin. Sie sind lesbisch, na und? In dem schwarzen Thriller "Schöne tote Mädchen" von Dalibor Matanic ist das sehr wohl ein Skandal für die verschrobenen und zurückgebliebenen Mitbewohner, die sie schließlich lynchen wollen.

Der junge Regisseur aus Kroatien beschreibt exemplarisch die Probleme seiner traditionellen Gesellschaft, die von ihren Entwicklungen überrollt wird. Und die noch lange nicht das Trauma des jugoslawischen Krieges überwunden hat.

"Schöne tote Mädchen" ist einer der interessanten Beiträge auf dem Film- und Kunstfest "Balkan Black Box", das vom 19. bis 26. Mai zum sechsten Mal Produktionen aus dem ehemaligen Jugoslawien zeigt. Das Augenmerk liegt auf einer jungen Nachwuchsgeneration, die "viel kritischer ist als die alte, weltversöhnlich gewordene Garde", erklärt Aleksandar Prerovic, mitverantwortlich für die Programmauswahl. Neben Kurzfilmen aus Makedonien sind es Dokumentarfilme und Spielfilme, die über das jugoslawische Kino Aufschluß geben. "Dabei findet dort die Filmkultur hauptsächlich über Video statt", so Andreas Harder vom Kino Lichtblick. Kinos gäbe es kaum mehr. Von der serbischen Kinolandschaft mit 713 Theatern im Jahr 1967 waren Mitte der 90er gerade Mal gut100 übrig. Gerade sie war die größte Filmindustrie im ehemaligen Jugoslawien und rappelt sich schwerfällig wieder auf. Ihr Mangel an 35mm-Film hatte lange einen kuriosen Grund. "Durch die Sanktionen der UN durfte kein Negativmaterial mehr eingeführt werden", sagt Prerovic.

Heute beschäftigen sich demnach viele Filme mit dem Krieg und seiner Bewältigung. Ein weiteres Thema ist der einfache Alltag, dessen Probleme mit ordentlich schwarzem Humor aufbereitet werden. "Soziale Missstände werden durch die Übertreibung bis zur Groteske thematisiert", sagt Prerovic.

Das Festival wird in vier Berliner Kinos gezeigt: Acud, Babylon, Lichtblick und Nickelodeon. Infos finden Sie unter www.balkanblackbox.de.

 junge Welt, 21.05.2005Feuilleton 
In Sachen Balkan: Ein Filmfestival in Berlin

Das in dieser Zeitung über die Jahre wohlwollend begleitete »balkan black box filmfestival« lädt seit Mittwoch (bis Mittwoch) in neun Berliner Veranstaltungsorte. Die Mittel kommen 2004 vornehmlich vom Hauptstadtkulturfonds sowie den Kulturministerien Serbiens und Mazedoniens.
Im besonderen empfiehlt sich der Besuch zweier Podiumsdiskussionen. Die am Sonntag ab 20 Uhr im Hebbel am Ufer 2 geführte Debatte ist überschrieben mit »Böse Kunst – das Verhältnis von Kulturproduktion und Nationalismus im Zuge der Desintegration Jugoslawiens«. Bazon Brock, Boris Buden, Hans-Joachim Schlegel u.a. werden sich laut Ankündigung mit »nationalistischen Identitätsphantasmen der 90er Jahre« befassen.
Am Montag wird im Kino Nickelodeon um 18 Uhr die Dokumentation »The Milosevic Case« gezeigt (NL 2003). Koautor Germinal Civikov umreißt deren Inhalt so: »Im Zuge der gerichtlichen Untersuchung zerfällt das Medienbild von den Ursachen und Akteuren des blutigen Zerfalls Jugoslawiens immer wieder in rhetorische Versatzstücke und leere Behauptungen.« Im Anschluß, ab 20 Uhr, diskutieren Civikov, Zvonko Djokic (Psychologe, Skopje) und Christian Tomuschat (Völkerrechtler, Humboldt-Universität zu Berlin) unter dem Titel »Moralische Instanz oder Siegerjustiz?« eine »Zwischenbilanz zur Arbeit des Jugoslawientribunals in Den Haag«.
Im Dokumentarfilmwettbewerb läuft u.a. »Whose is this song?« (Bulgarien 2003, Regie: Adela Peeva) – eine Reise durch die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Albanien, Bosnien, Serbien und Bulgarien, um die Ursprünge eines Liedes zu ergründen, das in in jedem dieser Länder zum nationalen Liedgut gehört. Überall behaupten die Leute, das Lied habe in ihrer Gegend seinen Ursprung. Nationale Mythen sind Blödsinn.
Im Spielfilmwettbewerb läuft u.a. »Fuse/Gori Vatra« (BiH/Ö/TR/ FR 2003, Regie: Pjer Zalica) – eine Groteske über den gemeinschaftlichen Versuch von Lokalpolitikern und UN-Abgesandten, ein abgelegenes Schmugglernest an der Grenze zwischen der bosnischen Föderation und der Serbischen Republik zu einem Vorzeigeort für den Besuch des US-amerikanischen Präsidenten zu verwandeln.
Außerdem ist »Land of Truth, Love and Freedom« (YU 2000, Regie: Milutin Petrovic) noch einmal zu sehen – ein unabhängig produzierter Spielfilm, der auf einer wahren Begebenheit in einer psychiatrischen Anstalt in Belgrad zur Zeit des NATO-Bombardements basiert und 2000 den Fassbinderpreis erhielt. (jW)
* Weitere Informationen unter www.balkanblackbox.de

taz, 23.07.2004 

DIE ACHSE DES BALKANS - VON DANIEL BAX

Ein Lastkahn auf der Adria

Der Kroate Darko Rundek ist einer dieser Allround-Künstler, wie sie einem im Ostblock einst häufiger begegnen konnten: Im alten Jugoslawien kannte man ihn als Kopf der beliebten Jugorock-Band "Haustor". Daneben trat er aber auch als Schauspieler, Theaterregisseur, Filmkritiker, Dichter und Radio-Macher in Erscheinung.

Als das alte Jugoslawien in Stücke fiel, flüchtete Darko Rundek aus Zagreb nach Paris, wo er eine Hand voll von heimatlosen Musikern aus allen Teilen Mitteleuropas um sich scharte: Sie bilden das so genannte Cargo Orkestar.

Der Name geht auf ein Schiffsabenteuer zurück, das Darko Rundek mit dem kroatischen Elektronik-Musiker Verdan Peternel erlebte: An Bord eines Cargo-Schiffs schipperten die beiden während der Kriegsjahre an der Adria entlang und schickten von dort aus surreale Lieder und Texte in den Äther.

Mit dem Cargo Orkestar lässt er diese Stimmung wieder aufleben: In Peternels Atelierstudio in Paris traf sich die Band, um ein gutes Dutzend melancholische Balladen zwischen getragenen Tangos, grotesken Theater-Chansons und balkanischen Trauermärschen einzuspielen. Kammermusikalisch orchestriert, klingt es wie der sarkastische Abgesang von Schiffbrüchigen auf ein untergegangenes Stück Land.

Darko Rundek & Cargo Orkestar: Ruke: La Comédie de Sens (Piranha/Indigo)

Postkarte aus Jugoslawien

Als in Deutschland die "Neue Deutsche Welle" ausgerufen wurde, grassierte etwas weiter im Süden die "Neue Jugoslawische Welle". Beeinflusst von britischem Punk und Ska sorgten dort Bands mit seltsam klingenden Namen wie Idoli, Sarlo Akrobata oder Haustor für Furore. Von 1980 bis 1984 dauerte die Ära nach Titos Tod, dann legte sich der Aufbruch wieder.

Doch so nah am Westen fühlte man sich in Zagreb, Belgrad und Sarajewo seitdem nie wieder, und durch den Bürgerkrieg hat sich der gefühlte Abstand nur multipliziert. Nicht nur unter Jugendlichen in den diversen Teilrepubliken des ehemaligen Balkanstaats, auch im Exil lebt deshalb die Jugo-Nostalgie wieder auf: In Berlin etwa gibt es das jährliche "Balkan Black Box"-Festival und regelmäßige "Balkan Beat"-Partys, wo gern alte Schallplatten aus dem staatlichen "Jugotone"-Presswerk aufgelegt werden. Und in Düsseldorf formierte sich die Band Trovaci, um zwölf ihrer Lieblingshits aus jener Zeit neu einzuspielen.

Als Produzent konnte ein echter Veteran gewonnen werden: Vlada Divljan, einst Frontmann der Band Idoli. Er sorgt für den authentischen New-Wave-Sound, der zu den grobkörnigen Gitarrensongs von damals gehört wie der Schnaps zur namensgebenden "Balkanplatte".

Trovaci: Balkanplatte (Jigit/Funkhaus Europa) 

www international

Makedonian Information Agency, 26.05.2004

Berlin,Germany, macedonian animated film "Shapes" by Strahil Temov and documentary "The List of Toni Mandza" by Marija Dzidzeva awarded at Berlin International Festival "Balkan Black Box" (6768)

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Culture Republic of Macedonia:

Festival in Berlin - Films of Dzidzeva and Temov Win Special Awards

(Dnevnik, 31.05.2004) - Documentary film "List of Toni Mandza", directed by Marija Dzidzeva and animated movie "Shapes" of Strahil Temov won special awards from the jury at the film festival for Southeast Europe projects "Black Box Balkans", which was held in Berlin during the past week.

Dzidzeva's film was done in the past two years. It is a story about an authentic serial killer in Macedonia, who is currently serving a prison sentence.

"This was a premiere projection of my documentary. It will soon be shown in Macedonia too. I am surprised by the award, even more by the fact that I was not present in Berlin", Dzidzeva says.

The introduction to the festival web site of "Black Box Balkans" implies the metaphorical link of the festival's name with the airplane crash of late President Boris Trajkovski.

The text reads, "in February, the plane of Macedonian President Boris Trajkovski crashed in the mountains of Bosnia-Herzegovina, killing him, along with his entourage. The black box was analyzed by experts from France, Germany and USA. However, the black box was "empty", nothing was recorded...The black box is a metaphor: it provides proof on the last moments during accidents. Linked to this case are also the misfortunes that occurred to the countries of former Yugoslavia in the 1990ies, which remained "empty" and true "black" boxes for western Europe observers, leaving them without an explanation what really happened there".

The festival also included short film "Bugs" of Igor Ivanov-Izi, "Portrait of a Young Artist from the 21st Century" by Borjan Zafirovski, "Shout of the Deaf" by group of authors, "True Art or Essential Acquisition" of Zaneta Vangeli, as well as "Like a Bad Dream" of Antonio Mitrikeski.