Ausgehend von (anti-)Kriegsfilmen steht das Schaffen von Künstlern, Filmemachern und Schriftstellern zur Diskussion, die ihre Arbeit seit den 80er und 90er Jahren in den Dienst des Nationalen stellten und somit zur Ausbildung der massenhaften nationalistischen Identitätsphantasmen der neunziger Jahre maßgeblich beigetragen haben.
Es war ein ehemaliger Regisseur, der die Brücke von Mostar zerstören ließ. Waren aber sogenannte "Kulturschaffende" nicht noch in einem viel weiteren Ausmaß an einer geistigen Zerstörung beteiligt? Sind geistige Brandstifter nicht ebenso zu verurteilen wie die, die Bibliotheken in Brand setzten?
Darüber hinaus gilt es zu erörtern, inwiefern die Verwobenheit von Wort, Bild und Krieg nicht einer historischen Matrix entspricht, die z.B. seit den Tagen der "Augusteuphorie" deutscher Intellektueller im Ersten Weltkrieg oder etwa dem aktiven Engagement von Kultureliten für die Ideologie des Nationalsozialismus zu immer neuen Ausdrücken zu kommen scheint.
Details zu den Diskutanten:
Prof. Dr. Heiner Mühlmann
geb. in Regensburg. Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Köln, Paris, Rom und München. 1968 Promotion über den Einfluß der Rechstphilosophie auf die ästhetische Theorie des Leon Battista Alberti. Forschungsarbeit insbesondere auf dem Gebiet der Rechts- und Kunstphilosophie im Frankreich des 16. und 17. Jahrhunderts. Lehraufträge für Ästhetische Theorie an der Universität Münster und dem Philosophie-Département der Universität Paris VII. Habilitation im Fach Ästhetik bei Bazon Brock.
Derzeitiger Forschungsschwerpunkt: Untersuchungen zur Kulturgenetik
Sinan Gudzevic
geboren 1953 in Grab bei Novi Pazar, Serbien. Lyriker, Philologe, Übersetzer. Hat zwei Lyrikbände und zahlreiche Übersetzungen aus dem Altgriechischen, Lateinischen, Italienischen, Deutschen, Russischen und Portugiesischen publiziert, vorwiegend Dichtertexte. Viele Reisen und Aufenthalte in europäischen und südamerikanischen Ländern. Das Gedichtbuch „Römische Epigramme" ist auf portugiesisch und italienisch übersetzt. Er hat zahlreiche Texte über die Rolle der Intellektuellen im Kriegsjahren in Jugoslawien geschrieben, sowie eine Serie von Texten geschrieben, welche das Problem Sprachchauvinismus im serbokroatischen Sprachraum thematisieren. Lebt in Zagreb.
Hans-Joachim Schlegel
Studium der Slavistik, Philosophie und Filmtheorie. Dr. hc. der Film- und Fernsehfakultät der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava, Autor zahlreicher Fachpublikationen zur ost/mitteleuropäischen Filmgeschichte und -theorie, Mitorganisator zahlreicher internationaler Filmfestivals (z.B. Oberhausen, Leipzig, Berlin, Venedig 2003-04, Moskau 2004). Seit 2004 Kurator der Sektion Film beim "Kulturjahr der Zehn", einer Initiative der neuen EU-Länder in Berlin.
Boris Buden
Postgraduate study in modern philosophy at the Faculty of Philosophy in Zagreb (1985-1987), continued 1989 at the Faculty of Philosophy in Ljubljana, and 1992 at University Klagenfurt (Austria); B.A. “University of Zagreb" Faculty of Philosphy, 1982
Professional experience: 1984 to present: free lance writer. Coeditor of the magazine Arkzin Zagreb. Founder and editor in chief of journal Bastard. Member of the OSI-Croatia board. Publications in various daily, weekly, biweekly, monthly newspapers, magazines, cultural journals and other periodica in former Yugoslavia, Austria, Switzerland, Germany, Netherlands, USA, France, Hungary etc. 1982 to 1990 various translations from German and English into Croatian, mostly works of Sigmund Freud and other psychoanalysts and philosophers (W. Reich, S. Bernfeld, A. Mitscherlich, A. Lorenzer, Adorno, Habermas, J.F. Lyotard etc.). Lectures, statements and discussions at various conferences, workshops
and round tables in Croatia, Slovenia, Bosnia and Herzegovina, Yugoslavia, Macedonia, Austria, Germany, Netherlands, Hungary and USA.