balkan black box

Tomorrow Morning – Sutra ujutro

Regie: Oleg Novkoviæ; 83 Min., SCG 2006 (OmE)
Wettbewerb: Golden Black Box Competition

ACUDkino, Di, 21.11.2006 um 20:00 Uhr
Brotfabrik Kino, Mi, 22.11.2006 um 22:15 Uhr
babylon berlin:mitte, Fr, 24.11.2006 um 18:00 Uhr

Der große Gewinner des gerade zuende gegangenen Filmfestivals Cottbus: Neben dem Hauptpreis für den besten Film konnte der Regisseur Oleg Novkoviæ auch den "Cottbus ins Kino" – Preis zur Förderung des Verleihs eines Festivalfilms sowie den FIPRESCI-Preis entgegen nehmen.
Nele kommt nach 12 Jahren Exil in Kanada nach Belgrad zurück, um zu heiraten. Was er vielleicht auch getan hätte, wären da nicht seine alten Freunde, eine alte Liebe und seine Schuldgefühle… Eine Lazar Ristovski Produktion.

Nele lebt seit 12 Jahren in Kanada; nun kommt er nach Belgrad zurück, um die auswanderungswillige Maja zu heiraten. Ein alter Freund holt ihn vom Flughafen ab, und was als Willkommenstrunk beginnt, artet zur Sauftour aus. Das Wiedersehen mit vertrauten Orten und Menschen wird durch den Alkohol nur vermeintlich einfacher. Am Morgen zeigt sich, dass der Rausch den verdrängten Gefühlen erst recht an die Oberfläche verholfen hat: Von der Trauer um alte Lieben über die Wut auf früheren Verrat bis zur bitteren Reue darüber, den besten Freund im Stich gelassen zu haben, ist alles dabei. In der Katerstimmung eines Freundeskreises aber spiegelt sich die Seelenlage einer ganzen Generation. An Originalschauplätzen des schmucklosen realsozialistischen Plattenbaus mit agilem Einsatz der Handkamera gedreht, stellt der Film eine fast atemberaubende Nähe zu den Figuren her. Sichtbar wird, wie unterschiedlich die Einzelnen mit dem umgehen, was Neles Rückkehr bei ihnen auslöst. Nicht alle möchten sich der Erinnerung an alte Verletzungen und verpasste Chancen wirklich stellen. Den Frauen fällt das etwas leichter als den Männern, und der Selbstmord eines talentierten Freundes bleibt eine offene Wunde. Bei aller Zwiespältigkeit der Charaktere gibt es jedoch einen bewundernswerten Zug, der sie verbindet: die Entschlossenheit, sich nicht dem Selbstmitleid zu ergeben. Ohne den Krieg und den Zerfall Jugoslawiens auch nur zu erwähnen, liefert der serbische Regisseur ein eindringliches Porträt der 30-40-Jährigen, deren Leben durch die Ereignisse oft in tragischer und immer unerwünschter Weise geprägt wurden.